Feierabend gab es keinen

In der neuen Wechselausstellung im Schloss ist zu sehen, wie und was Frauen früher arbeiteten

GOMARINGEN (slo). Das Wäschewaschen war früher harte Arbeit und dauerte den ganzen Tag. Nicht minder anstrengend war die restliche Hausarbeit – einmachen, backen, kochen, heizen, putzen. Und zudem arbeiteten viele Frauen noch in der Fabrik oder erledigten zumindest Heimarbeit und schafften in der Landwirtschaft. Feierabend gab es keinen. Das ist auch der Titel der neuen Wechselausstellung im Gomaringer Schloss, die gestern Abend eröffnet wurde.

Wenn die Mutter abends zu müde war, um die Nähmaschine mit dem Fuß anzutreiben, erledigte das der Sohn für sie. Denn getan werden musste die Arbeit: Die Fabrik wollte ihre Waren und die Familie brauchte das Geld. „Mit dem Leiterwagen haben sie die Sachen in der Fabrik abgeholt und sie daheim dann genäht“, erzählt Birgit Wallisser-Nuber, die Ausstellungsmacherin des Geschichts- und Altertumsvereins.

Diese Arbeiten erledigten die Frauen abends, wenn das Tagwerk getan war. Und das hatte es in sich, wie die neue Ausstellung „Und Feierabend gab es keinen – Frauenarbeit in Gomaringen im 19. und 20. Jahrhundert“ anschaulich zeigt.

Schon allein die alte Küche, die in den Räumen im Schloss aufgebaut ist, beweist, wie mühsam das Kochen früher war: Der Herd musste erst angefacht werden, schwere Töpfe standen dann darauf – gefüllt mit dem wenigen, was der Garten und die Landwirtschaft eben hergaben. „Schwarzer Brei“, sagt Wallisser-Nuber, sei das übliche Frühstück gewesen, gekocht aus Getreide.

Geräte wie Butterfass, Handzentrifuge, Krauthobel, Obstdarre und der Konservierungsapparat „Frauenstolz“ zeugen von der harten Küchenarbeit früher. Sogar Bäusche haben die Sammler des Vereins aufgetrieben, jene mit Spreu gefüllten Stoffringe, mit denen die Frauen schwere Lasten auf dem Kopf transportierten.

Im nächsten Raum dreht sich alles ums Vorrathalten und Waschen. Eine alte hölzerne Waschmaschine steht dort, die mit einer Handkurbel angetrieben wurde. Das war aber schon fast Luxus, denn üblicherweise wurde alles mit Waschbrett und Kernseife gewaschen. „Das hat man montags gemacht““, erzählt Karin Föll, eine der unermüdlichen Helferinnen. Montags, weil die Frauen sonntags mehr Zeit hatten und viel kochten. So viel, dass es für den Montag noch reichte. „Meine Mutter hat von morgens bis abends gewaschen“ so Karin Föll. Morgens um fünf Uhr sei sie dazu aufgestanden – und die kleine Karin haute dann regelmäßig ab. „Ich bin zu meiner Tante nach Stockach gelaufen und hab mich zu ihr ins Bett gelegt.“ Wäre sie daheim geblieben, hätte sie, damals vier, fünf Jahre alt, der Mutter helfen müssen.

Als 1890 die Industrialisierung auch in Gomaringen Einzug hielt, verdienten viele Frauen als Näherin ein Zubrot für die Familie. Und manche, wenn auch wenige, übten auch andere Berufe aus. Als „Fräulein vom Amt“ etwa bei der Reutlinger Post. Oder, wer viel Glück hatte, als Lehrerin oder Kindergärtnerin. Im dritten Raum geht es um diese Frauen, und viele sind in Porträts dargestellt. Etwa Doktors Anna, die als 16-jährige in den Gomaringer Arzthaushalt Schilling als „Haustochter“ kam und elf Jahre lang blieb. Oder das „Nudel-Kätherle“, die sich mit dem Verkauf ihrer Nudeln über Wasser hielt. Nicht zu vergessen die Diakonissinnen, die in Gomaringen als Krankenschwester und Hebamme arbeiteten.

Der Geschichts- und Altertumsverein habe sich mit dieser Ausstellung, so der Vorsitzende Willi Kemmler, einen alten Traum erfüllt. Jahrelang habe Wallisser-Nuber Exponate gesammelt und der Verein hat im Schlosskeller einen Fundus angelegt. Innerhalb einer Woche hat dann Wallisser-Nuber zusammen mit Siegfried Deiß, Lothar Windhösel, Manfred Walter, Manfred Pflumm und Karin Föll alles aufgebaut. „Ohne diese Motoren des Vereins wäre diese Ausstellung nicht möglich gewesen, es ist eine Meisterleistung“, so Kemmler.